Tipps bei Insektenstichen

(Artikel, erschienen in Globuli 1/99. Alle Rechte beim Autor.)

BieneEinige Millionen Insektenarten bevölkern unseren Planeten und sind Teil seines Lebens. Doch mit einigen davon fällt es uns schwerer, uns anzufreunden. Hier besprechen wir nur die Stiche bzw. Bisse von Stechmücken, Bienen, Wepsen und Zecken. Dabei sind letztere genau genommen keine Insekten, sondern Milben. Manche Menschen scheinen eine geradezu magische Anziehung auf gliederfüßige chitinhäutige Stecher und Sauger auszuüben, doch auch nur ‘durchschnittlich’ geplagt zu werden, reicht schon, manchen Sommer zu vermiesen.

Ungewöhnliche Anfälligkeit für Insekten oder Parasiten gehört in das Feld der konstitutionellen Behandlung, ebenso Überempfindlichkeiten aller Art oder Spätfolgen von Stichen. Selbstverständlich gibt es auch für den akuten Fall homöopathische Behandlungsmöglichkeiten, die Sie jedoch mit Ihrem Therapeuten absprechen müssen. Solange Sie wegen gleich welcher chronischen Probleme in homöopathischer Behandlung sind und auch für einige Zeit danach raten wir dringend, Selbstbehandlung mit potenzierten Mitteln auf Erste Hilfe in absoluten Notfällen zu beschränken. Folgend möchte ich einige Hausmittel und Tipps aufführen, die sich in keiner Weise mit homöopathischer Therapie stören.

Stechmücken

insekten01Eine „Muck“ ist bei uns in Baden, was anderswo Fliege genannt wird und sticht glücklicherweise nur selten, ganz im Gegensatz zu den aufdringlichen „Schnaken“ der Rheinebene. Alternativ-Tipps wie Tomaten- , Reinfarn-, Zwergholunder- oder Basilikum-Zweige oder ätherische Öle im Zimmer zum Fernhalten von Insekten aller Art testete ich schon vor vielen Jahren als völlig wirkungslos; ätherische Öle in andauernder Konzentration verbieten sich ohnehin von selbst als Störfaktoren homöopathischer Mittel. Gehorsame Achtung erweisen die lästigen Schnakenscharen immerhin unserem elektronischen Anti-Schnaken-Stecker „Ultra-Stichfrei“ (mit Ultraschall, nicht mit Gift!), vorausgesetzt dieser wird beim abendlichen Lüften im richtigen Winkel fensternah angebracht, es brennt kein Licht im Raum und bei Nachbars harret leichtere Beute… Weder von Elekronik made in Germany noch vom süßeren Blute der übrigen Familie waren dagegen die hungrigen griechischen Schwestern jener badensischen Stecher zu überzeugen, doch glücklicherweise hatte meine Frau vorgebeugt: mit leichten, aber sehr engmaschigen Gardinen und einigen Streifen selbstklebendem Tesa-Klett-Verschlussband aus dem Rucksack dichtete sie unsere Ferienwohnung in Chalkidiki penibel ab, und tatsächlich hörten wir nachts nur sehr selten jenes feine, hohe Surren.

Doch was tun, wenn die blutsaugenden Zweiflügler der Gattung Culex bereits zugeschlagen haben? Im Unterschied zu ihren subtropischen Cousinen der Gattung Anopheles übertragen sie zwar keine Malaria, doch der Stich schwillt und juckt, er kann sich entzünden, ja eine große Zahl von Stichen kann zumindest Kinder sogar regelrecht krank machen. Es gibt verschiedene Hausrezepte, und da offensichtlich unterschiedlich ist, was bei wem am besten wirkt, nenne ich hier gleich mehrere Möglichkeiten:

  • Zitronensaft auf den Stich geben (für Kinder in ein Schälchen neben’s Bett, notfalls auch Essig), oder:
  • mit Zwiebel betupfen, oder:
  • etwas Salz auf den Stich, oder:
  • salmiakhaltige Stifte aus der Apotheke, die hiermit noch als letzte Möglichkeit genannt seien – bei mir selbst wirkt Zitronensaft deutlich besser.
  • zum Kratzen – wenn’s trotz alledem sein muss, damit man sich dabei nicht aufkratzt: angefeuchteten Waschlappen zum Kratzen nehmen. Je mehr wir uns aufregen und kratzen, desto schlimmer wird alles, doch sagen Sie das Ihren geplagten Mitmenschen bitte nicht im falschen Augenblick…

Zecken

zecke03Auch „Holzböcke“ genannt, entwickeln sich über ein Larven- und ein ‘Nymphen’-Stadium zu geschlechtsreifen Tieren. Alle Stadien sind Schmarotzer (den Stechmücken dient menschliches Blut dagegen nur zu Reifung der Eier). Wenn sie die im Schweiß sich bildende Buttersäure riechen, lassen sie sich einfach fallen (ganz Schlaue lassen angeblich darum ihren Hund vorausgehen). Unter Umständen können sie Krankheiten übertragen. Häufiger als die Übertragung der Frühsommer-Zecken-Enzephalitis (Hirnhautentzündung) ist die sogenannte Borelliose, die für abwehrgeschwächte Menschen nicht ungefährlich ist und zu Nerven- und Gelenkschäden führen kann. Die Borelliose ist weniger bekannt, da es bislang keine wirklich effektive Impfung dagegen zu verkaufen gibt. Ringförmig sich ausbreitende Hautrötungen, am Ort des Stiches oder auch anderswo, , entzündete Bissstellen oder grippeähnliche Symptome nach Zeckenbissen sind Anlass, mit Ihrem Behandler zu sprechen – ganz gleich, ob Sie geimpft sind oder nicht.

Die ‘Nymphen’ sind einfach sehr kleine Zecken. Vorbeugend gilt, sich und seine Familie nach Picknick-Ausflügen, Streifzügen durch Unterholz und Dickicht oder hohes Gras zuhause sorgfältig abzusuchen. Auch die Kopfhaut sollte angeschaut werden. Zecken haben einen harten Panzer, der zwischen den Fingernägeln spürbar knackt. Glücklicherweise sind sie langsame Tiere. Sie krabbeln länger auf einem herum, bis sie irgendwann eine weiche warme Hautstelle gefunden haben (häufig Achseln oder Leisten). Haben sie gerade erst begonnen sich festzusaugen, sind sie noch mit Leichtigkeit abzupflücken. Doch bald sitzt der mit Widerhaken besetzte Saugrüssel der Ixodien tief in der Unterhaut, und wer ungeduldig zieht, hat vielleicht nur eine halbe Zecke zwischen den Fingernägeln. Mit etwas Geschick hilft der Griff ganz dicht an der Hautoberfläche und anschließend ziehende Linksdrehung, möglichst mit Zeckenzange (Apotheke), notfalls mit spitzer Pinzette oder langen Fingernägeln, am besten nach Anwendung von Kältespray (s.u.).

Grundsätzlich abzuraten ist davon, die Zecken mit Öl, Butter, Klebstoff oder Hitze zu töten oder zu betäuben, um sie leichter entfernen zu können. Die sterbenden Tiere entleeren dann nämlich ihre Drüsen in die Bissstelle, was die Infektionsgefahr erhöht. Ein noch wenig bekannter Tipp: Kältespray (Vereisungsspray) aus der Apotheke. Zwei bis drei ordentliche Sprühstöße lähmen die Zecke rasch, bevor sie sich entleeren kann und das Tier kann drehend leicht abgezupft werden. Bevor Sie eine Zecke auf Ihrem Kind besprühen, probieren Sie das Spray bitte an sich selber aus, um ein Gefühl für die Dosierung der Kälte zu bekommen.

Bienen und Wespen

biene02Beide sind natürlich keine Schmarotzer und stechen nur, wenn sie sich angegriffen fühlen. Der Stechapparat der Bienen ist im Gegensatz zu jenem der Wespen mit Widerhaken besetzt, was dazu führt, dass der Bienenstachel samt Giftdrüse in der Haut von Warmblütern wie unsereins hängen bleibt. Der Giftapparat reißt aus und die Biene fliegt ohne denselben weiter, ja sie geht nach der selbstlosen Verteidigungsaktion an dieser Verletzung zugrunde. Das Entfernen des Stachels erfordert eine spitze Pinzette oder viel Geschick, da man vermeiden sollte, die meistens noch anhängende (gut erkennbare) Giftblase zu drücken.

Das Gift von Bienen, Wespen und Hornissen zersetzt sich oberhalb von 42°C. Ein Feuerzeug, Zigarette oder Glühbirne (vor letzterer haben Kinder weniger Angst) sachte in die Nähe des frischen Stiches gehalten kann dies bewerkstelligen und weitere Maßnahmen erübrigen. Später sind wir eher für einen Eiswürfel dankbar.

Sehr kräftiges Saugen am Biss kann erfahrungsgemäß auch Linderung bringen, obwohl es unwahrscheinlich ist, aus dem winzigen Einstich durch die elastische Oberhaut hindurch irgendetwas von dem Gift herauszubekommen. Der Effekt ähnelt eher dem sogenannten ‘unblutigen Schröpfen’ der Volksheilkunde: durch Bearbeitung begrenzter Hautareale mit einer kleinen Saugglocke gibt es viele mikroskopisch kleine Einblutungen ins Gewebe (einen minimalen ‘blauen Fleck’), und der Organismus wird aktiviert Giftstoffe in der entsprechenden Region verstärkt abzubauen. Das kann auch bei anderen Stichen ausprobiert werden.

Bei örtlich heftiger Reaktion lindert ein Umschlag mit essigsaurer Tonerde (Apotheke). Bienen- und Wespenallergiker sollten in Absprache mit Ihrem Behandler stets geeignete homöopathische Mittel in Hochpotenz für den Notfall mit sich führen, da heftige Allgemeinreaktionen mit Kollapszuständen usw. möglich sind.

Vorsicht bei Marmeladebrot und Süßspeisen im Freien: Stiche im inneren Hals sind nicht ungefährlich. Auch wer mit seiner Familie häufig im Freien frühstückt, sollte mit seinem Homöopathen eventuell über homöopathische Notfallmedikation sprechen.

Die geschützten Hornissen werden oft dämonisiert, in Wirklichkeit ist ihr Stich kaum gefährlicher als ein Wespenstich. Vor allem ist ihre Flugtechnik weniger ‘nervös’ als jene der Wespen und sie neigen weniger zu Kurzschlussreaktionen; zu Stichen kann es am ehesten durch Treten auf ein am Boden sitzendes Tier kommen.

C.C. 1999

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