Möglichkeiten und Grenzen homöopathischer Selbstbehandlung

Homöopathische Selbstbehandlung von Husten, Schnupfen, Blasenentzündung und anderen Erkältungskrankheiten: ja, aber wann und bis zu welchem Punkt? Erste Hilfe bei Verletzungen: ja, aber Kügelchen für den kleinsten blauen Fleck? Und wie sieht es mit der Selbstbehandlung kleiner akuter Beschwerden aus, während Sie bereits in homöopathischer Behandlung sind?
Eigenverantwortlichkeit darf einen hohen Stellenwert haben. Doch nicht nur aus juristischen Gründen raten wir dazu, wichtige gesundheitliche Entscheidungen mit Unterstützung fachkompetenter und medizinisch qualifizierter Beratung zu treffen.

  • Homöopathische Selbsthilfe ist bei akuten Beschwerden möglich und sinnvoll – vorausgesetzt, wir kennen und achten die Grenzen!

Wir achten und kennen Möglichkeiten, Chancen UND Grenzen. Mit dieser Intention gestalten wir auch unsere Vorträge und Laien-Kurse.

Wo nun liegen die Grenzen? Homöopathische Globuli, schnell in der Apotheke besorgt, gegen Akne, Angina, Asthma und ADHS, gegen Heuschnupfen und Hämorrhoiden, Migräne und Magersucht, Nasenbluten und Neurodermitis, Sinusitis und Sommersprossen, für schöne Kinder ohne Rotznase oder Warzen und immer guten Schulnoten? Homöopathie gegen Menstruations- oder Klimakteriumsbeschwerden, gegen Colitis, Magengeschwüre, Durchfall oder Verstopfung, Arthritis oder Rheumatismus, eifersüchtige Partner und selbstverständlich jede Art psychische Beschwerden, von „A“ wie Angststörung bis „Z“ wie Zwangsneurose? Homöopathie vermag ja Vieles, manchmal muss man freilich die Erwartungen etwas zurechtrücken. In der Hand des Profis ist natürlich viel mehr als in der Selbstbehandlung möglich. Wir unterscheiden daher, wie in unseren „Häufigen Fragen“ dargestellt:

sperrungDer Hintergrund:

Neben Vortragsreihen und Ratgeber-Literatur wimmelt vor allem das Internet von Angeboten, welche eine allzu großzügige Anwendung der homöopathischen Hausapotheke ohne jedes Hintergrundwissen nahelegen. Wieviel Achtung von der Homöopathie, vor der Heilkunst und vor den Mitmenschen bedarf eine seriöse Beratung? Ein, zwei Klicks auf einzelne Symptome als vorgebliche „Repertorisation“, und schon ist das Mittel „herausgefunden“. Nächster Klick auf „Warenkorb“…! Manche Apotheken betreiben die entsprechende Software unter dem Ladentisch, Mütter geben sich die Tipps im Kindergarten weiter, oberflächliche Profis verschreiben manchmal auch nicht anders. Abmagerung = Abrotanum, Kummer = Ignatia, Verdauungsbeschwerden = Nux vomica…  Ist die Homöopathie so einfach?!

Jede auffällige Abmagerung sowie überhaupt ernsthafte körperliche oder psychische Leiden bedürfen zunächst einmal einer Diagnostik! Jeder Heilpraktiker muss in der Lage sein, das Krankheitsgeschehen richtig einzuschätzen. Dazu ist die homöopathische Fallanalyse und Arzneiwahl ein sehr komplexer Prozess, dem eine ausführliche Fallaufnahme, in chronischen Fällen nicht unter einer Stunde Dauer und häufig erheblich länger, vorausgehen muss. Je nach Art der Abmagerung, des Kummers oder der Verdauungsbeschwerden ist wiederum ein anderes von vielen hundert homöopathischen Arzneimitteln angezeigt und muss unterschieden werden. Auch die populärhomöopathisch verbreitete Einstufung des Patienten nach „Arzneimittel-Typ“ gehört zu den Vergröberungen aus den Bereichen „Hobby oder Schluderpraxis“. Vor allem aber gilt:

  • Klare Hinweise auf die Grenzen sind das erste Erkennungszeichen eines jeden seriösen Angebots!

Ein weiteres Erkennungszeichen sind Hinweise auf die hohen fachlichen Anforderungen einer tiefgreifenden homöopathischen Behandlung und darauf, dass für eine bestimmte Beschwerde je nach Ausprägung und Begleitumständen stets eine größere Auswahl homöopathischer Arzneien in Frage kommt.

Niemand repariert sein Auto oder seinen Computer selbst, wenn er sich nicht zuvor die entsprechenden Kenntnisse angeeignet hat. In der Therapie chronischer Erkrankungen kommt ein weiterer Faktor hinzu: Das „therapeutische Gegenüber“. Je näher eine Person uns ist –  und am nächsten sind wir nun mal uns selbst –  desto schwieriger wird es, unvoreingenommen wahrzunehmen. Noch schwieriger ist die Begleitung längerer Heilungsprozesse bei tief chronischen Leiden. Aus diesem Grunde suchen auch homöopathische Heilpraktiker und Ärzte bei chronischen Krankheiten in der Regel eher einen Kollegen auf, als sie selbst homöopathisch zu behandeln.
Laufende homöopathische Behandlungen sollten nicht durch eigenmächtige Anwendung potenzierter Arzneimittel (inklusive Schüßlersalze, Komplexmittel, anthroposophische Präparate) gestört werden: sprechen Sie darüber mit Ihrem Behandler!

Was sagen die Homöopathie-Fachorganisationen zum Thema? Das „Anwenderbündnis zum Erhalt homöopathischer Arzneimittel“ AEHA hat als gemeinsame Initiative von homöopathischen Ärzten und Heilpraktikern eine „Empfehlung zur Vermittlung homöopathischer Selbstbehandlung“ herausgegeben – anklicken und lesen!

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